Im Leipziger Kleingartenverein "Brandts Aue" ist der Streit um ein Tor völlig eskaliert. (Symbolbild)
Gärten von Flüchtlingsfamilie gekündigt: Jetzt spricht der Kleingarten-Vorstand
Der Vorstand des Leipziger Kleingartenvereins „Brandts Aue“ hat einer russischen Flüchtlingsfamilie mit fünf Kindern vor einigen Wochen den Pachtvertrag für ihre zwei Parzellen gekündigt. Die Mitgliederversammlung bestätigte jetzt den Ausschluss als Vereinsmitglieder. Zur Räumung hat der Vorstand einen Anwalt beauftragt. Die Eltern hätten unter anderem wiederholt Vorstandsmitglieder massiv bedroht, angeschrien und beleidigt.
Dazu wies der Gartenvorstand Vorwürfe zu Ausländerfeindlichkeit entschieden zurück. Juri Matei (48) hatte behauptet, jemand habe zu ihm gesagt, dass man in der Sparte keine nichtdeutschsprachigen Mitglieder mehr aufnehmen würde. Dem sei nicht so, stellte der Vorstand nun klar. Die Kündigung habe „selbstverständlich mit der Herkunft der Familie gar nichts zu tun.“
„Unser Anteil an Vereinsmitgliedern mit Migrationsgrund beträgt ca. 10 Prozent“, erklärt der Vorstand. „Dem Verein Ausländerfeindlichkeit zu unterstellen, nur weil er Wert darauf legt, dass man sich zumindest mit einem Familienmitglied verständigen kann, ist schon sehr grenzwertig!“ Erst kürzlich sei wieder ein Pachtgarten an ein Ehepaar mit Migrationshintergrund vergeben worden.
Die Auseinandersetzung habe 2019 begonnen, als der Mann den ersten Garten übernahm. Ihm sei zunächst wegen einer Baumaßnahme in der Parzelle der Zugang über ein zusätzliches Tor gewährt worden - in Richtung des Mehrfamilienhauses, wo er mit seiner Familie wohnt. Den habe er aber später wieder schließen sollen, weil laut Kleingartenordnung keine (illegalen) Zugänge zum Kleingartenverein außer den öffentlichen Eingängen erlaubt seien.
Als die Familie das jedoch immer wieder ignoriert, Beschimpfungen und Beleidigungen unter Zeugen vorgenommen habe, sei sie abgemahnt worden. Der Streit sei so eskaliert, dass der alte Vereinsvorsitzende 2022 zurückgetreten sei, weil er „diesen Stress im Ehrenamt nicht mehr verkraftet hatte.“
Doch auch danach habe es keine Ruhe gegeben. Im März 2024 soll Herr Matei wegen der vom Vorstand beabsichtigten Erneuerung des Zauns und Schließung seines Durchgangs einem Vorstandsmitglied des Kleingartenvereins wörtlich gedroht haben: „Wenn ihr das macht, werde ich den Verein in Schutt und Asche legen. Hier wird alles brennen und Blut fließen.“ Das habe er so auch noch mal zu einem Mitglied gesagt. Und außerdem noch: „Der Vorstand ist Scheiße, das sind nur Arschlöcher!“ Der Vorstand habe daraufhin Anzeige erstattet. Dies aus Haftungsgründen, damit der Spieß nicht umgedreht werde.
Auch anderen Aussagen der Familie widerspricht der Verein nun. So sei sie zum Beispiel nicht unter Druck gesetzt oder falsche Informationen über sie verbreitet worden. Die beiden Vorstandsmitglieder hätten der Familie dieses Jahr sogar ein Fahrrad geschenkt. Nicht richtig seien auch die Vorwürfe, dass der Vorstand nicht auf Gesprächsversuche reagiere. Es habe eine Vorstandssitzung stattgefunden, zu der das Ehepaar extra eingeladen gewesen, aber nicht erschienen sei.
Und weiter: In der jüngsten Mitgliederversammlung sei nun ein Mitglied aufgestanden, welches 2023 von dem Flüchtling bedroht und dann noch als „schwule Sau“ beschimpft worden sei, seitdem Angst vor ihm habe und die Straßenseite wechseln würde, wenn er ihn sieht.